Ich bin in einem Stuttgarter Hotel mit einer neuen Kundin zum Abendessen verabredet. Ich fahre leider etwas zu knapp los und lande unschön im Berufsverkehr. Mein Navi kennt die Straße des Hotels, nicht aber die Hausnummer. Wie sich später herausstellt, ist das richtig blöd, denn diese Straße ist kilometerlang.
 
Mit 10min Verspätung, checke ich dann im Hotel ein. Ein Mitarbeiter hat mich telefonisch gelotst. Und mich bei meiner bereits wartenden Verabredung entschuldigen lassen.
 
Also rauf ins Zimmer (hmm, schön groß, ruhig und angenehm eingerichtet), Tasche in die Ecke geworfen, prüfender Blick in den Spiegel und mit wehenden Fahnen ins Hotelrestaurant.
 
Dort wartet sie bereits. Eine schöne, exotische Frau, die ich bisher nur von einem Bild kannte, das ihr überhaupt nicht gerecht wird. Seit zwei Jahren wollen wir uns treffen und endlich gemeinsam ihre Marke in Deutschland etablieren. Schon bei all den Telefonaten haben wir viel gelacht. Der Abend setzt genau da an. Er ist professionell, persönlich und abwechslungsreich. Unsere Energie überträgt sich wechselseitig.
 
Das Essen ist nicht so toll. Gambas, asiatisch angehaucht, mit frischen Früchten vorweg. Das mundet und passt zum milden Frühlingsabend. Der Apéritif pappsüß. Zum Hauptgang haben wir beide Lachsfilet auf Gemüsebett. Wir lassen die Hälfte stehen, denn der Koch hat unmenschlich viel Knoblauch benutzt. Ständig beißen wir auf große Stücke. Zunge und Gaumen brennen schon.  Als die Bedienung abserviert, äußert sie sich verwundert und fügt hinzu, bisher hätte das noch jeder Gast gerne gegessen.
 
Sind das alle Kettenraucher gewesen? Denen sagt man ja nach, sie würden nicht mehr richtig schmecken und riechen können. Oder waren die anderen nur zu scheu, den Knoblauch-Lachs zu monieren?
 
Wir wechseln an die Bar. Dort sitzen Fußball guckende Männer. Bayern München spielt gegen Lyon. Und die geben ständig seltsame, kommentierende Laute von sich. Mein Gast zuckt jedes Mal zusammen, wenn es wieder ein Raunen, Stöhnen oder Schimpfen gibt. Darum lösen wir den Abend auf. Sie fährt in ihr Hotel.